Depressionen bei Männern

“Männer-Depression”

Depressionen

Die Depression galt lange Zeit als eine Erkrankung, von der mehr Frauen als Männer betroffen wären.

Erst in den letzten Jahren hat sich zunehmend gezeigt, das Männer genau so wie Frauen unter dieser häufigsten seelischen Erkrankung leiden.

Die Unterschiede der so genannten “Männer-Depression” zu der “klassischen” Depression bestehen unter anderem darin, dass bestimmte Symptome, wie z.B. Gereiztheit oder körperliche Beschwerden deutlich im Vordergrund stehen können.


Warum wurde der Anteil der Männer mit Depressionen so oft unterschätzt?

Wie oben bereits beschrieben, hat sich erst in den letzten Jahren zunehmend gezeigt, das Männer genau so wie Frauen unter Depressionen leiden. In der Vergangenheit wurde der Anteil der depressiven Männer häufig unterschätzt. Dies hat mehrere Gründe:

Zum einen habe die früheren wissenschaftlichen Studien den Anteil der depressiven Männer zum Teil deutlich unterschätzt haben, da letztere sich sehr oft entweder gar keine ärztliche bzw. therapeutische Hilfe geholt haben - oder wegen “Magenbeschwerden”, “Herzproblemen”, “Burn-Out” bei ihrem Hausarzt vorstellig wurden, und entsprechend in den Studien nicht als “Depressiv Erkrankte” gezählt wurden.

Sehr viele Männer haben sich auch überhaupt nicht “zugestanden”, dass sie unter einer Depression leiden - und bei entsprechenden wissenschaftlichen Studien die Frage nach der Depression mit einem klaren “Nein” beantwortet.

Noch etwas kommt hinzu: Die bisher üblichen Diagnosekriterien für eine Depression richten sich nahezu ausschließlich nach dem - wenn man so etwas sagen darf - “weiblichen” Bild der Depression. Dabei wird immer wieder unterschätzt, das sehr viele Männer “anders leiden” und nicht die herkömmlichen Depressions-Kriterien erfüllen.


Männer leiden anders

Auch wenn wir jetzt Gefahr laufen, uns von einigen Seiten Kritik einzuholen - nach unserer Erfahrung, und nach den Berichten der meisten unserer männlichen Patienten ist es wirklich so: Männer leiden anders:

Die “alten” Diagnosekriterien für eine Depression beinhalten unter anderem gedrückte Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit, Ermüdbarkeit, Konzentrationsstörungen, sozialer Rückzug, Gedankenkreisen, vermindertes Selbstwertgefühl, Zukunftssorgen, usw.

Das sind aber nicht unbedingt die Symptome, die uns von unseren depressiven Patienten berichtet wurden. Diese schilderten ihre Depression oftmals ganz anders:

“Ich habe zuerst gemerkt, das mir bei der Arbeit alles zuviel wurde. Ich habe einfach keine Luft mehr bekommen - dieser tägliche Spagat zwischen Arbeit und Familie. Wenn ich morgens aufgewacht bin, hat sich mir schon der ganze Brustkorb zugeschnürt. Auf dem Weg zur Arbeit ist es dann immer schlimmer geworden.

Im Büro habe ich dreimal so lange für alles gebraucht, wie früher. Und irgendwann ist das ganze völllig gekippt - und mich hat es mitten während der Arbeit so richtig zerlegt. Herzrasen, Angsstschweiß, Atemnot,... “Panikattacke” meinte mein Hausarzt. Seitdem bin ich krankgeschrieben, aber besser wird es nicht. Jetzt hänge ich nur noch zu Hause rum, und weiß gar nicht, wie es weiter gehen soll...”

Andreas, 43 J.

“Früher war ich eigentlich immer gesund, mich hat nichts umwerfen können. Erst seit einigen Jahren ist es immer weiter bergab gegangen. Zuerst hatte ich Stress wegen dem Geld - ich habe immer gearbeitet, aber die Kredite für meine Wohnung und alles haben mein ganzes Einkommen immer sofort wieder aufgefressen. Und dann kam der Nerv mit meinem Vorgesetzten. Mein alter Chef war voll o.k., bei dem hat immer alles gepasst - aber unsere Firma hat uns dann plötzlich einen “Controller” vor die Nase gesetzt, der alles besser und gewinnbringender machen sollte.

Na ja, ich habe den Mist bei der Arbeit ein ganzes Jahr durchgezogen, danach war ich so fertig, dass ich überhaupt nichts mehr zustande gebracht habe. Zu Hause habe ich mich nach der Arbeit nur noch auf die Couch geschmissen und mir drei Bier - später dann drei Flaschen Wein - reingezogen.

Irgendwann hat es mich dann so derb geschmissen, dass ich in der Akoholklinik gelandet bin. Letztendlich, alles zusammen genommen, war die Klinik dann das einzige, was mich wirklich aus diesen ganzen Strudel wieder rausbringen konnte.

Inzwischen bin ich seit 8 Monaten trocken und versuche, mein Leben wieder neu zusammen zu bekommen.”

Manni, 35 J.

“Oh Scheiße, das ging alles los, als meine Freundin unbedingt Kinder haben wollte. Sie hat mich dann knallhart vor die Entscheidung gestellt: Entweder Kinder, oder sie trennt sich. Und weil sie mir damals viel Wert war, habe ich dann irgendwann “ja” zu den Kindern gesagt. Um es klar zu stellen: Ich habe nichts gegen meine Kinder, und ich bin froh, dass sie da sind - aber ich habe es damals schon gewusst, dass mich der alltägliche Wahnsinn zwischen Arbeit, Kindererziehung, Hausarbeiten und so weiter irgendwann zerreißen wird.

Und jetzt habe ich den Salat. Ich hetze morgens früh die Kinder durchs Bad, bringe sie zum Kindergarten, fahren dann zur Arbeit, nur um abends dann gerade noch - wenn überhaupt - Zeit für einen Gute-Nacht-Kuss zu haben. Danach hocke ich mich vor’s Internet oder zappe rum. Sport habe ich schon seit drei Jahren nicht mehr geschafft, ich bin abends viel zu fertig. Und am Wochenende komme ich auch nicht mehr zum Sport, weil ich dann endlich was mit den Kindern machen muss, sonst bekomme ich ein mega-schlechtes Gewissen. Im Kino war ich auch zuletzt vor drei Jahren. Und meine Freundin - jetzt Ehefrau - wundert sich immer, warum ich so genervt und aggressiv bin... Life sucks!”

Johannes, 38 J.

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